Schwank von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby

PENSION SCHÖLLER

Theater Trier/ Premiere am 17. Juni 2016

Inszenierung: Lydia Bunk
Bühnenbild: Paul Zoller
Kostüme: Annette Braun
Dramaturgie: Adrian Jager

mit Christian Beppo Peters, Claudio Gatzke, Juliane Lang, Gina Haller, Julian Michael Boine, Gitte Reppin, Tilman Rose, Nadia Migdal, Barbara Ullmann, Ronja Oppelt und Klaus Michael Nix

Fotos: Vincenzo Laera


Genianer Bnödsinn, tonn gespient - am Theater Trier wirbelt Regisseurin Lydia Bunk mit einer Uralt-Klamotte mächtig Staub auf. Auf einer Schwachsinnsskala von eins bis zehn würde "Pension Schöller" gewiss einen der obersten Plätze einnehmen. Damit die hanebüchene Handlung funktioniert, braucht es Schauspieler, die jeden Quatsch mitmachen. Am Theater Trier gibt es glücklicherweise genügend davon. Im Film "Zimmerservice" mit den Marx Brothers äußert Chico als Regisseur den denkwürdigen Satz "Das Stück ist miserable. Aber die Proben sind wunderbar." So ungefähr darf man sich die Inszenierungsarbeit vorstellen, die Lydia Bunk mit dem Trierer Schauspeilensemble geleistet hat. "Pension Schöller" ist ein ziemlich bescheuertes Stück - aber die Proben müssen,gemessen am Ergebnis, echt gut gewesen sein. (...) Für das Stück hat Lydia Bunk tief in die Komikkiste gegriffen und sich von Wilhelm Bendow bis Heinz Erhardt Tipps geholt.(...)
Christian Beppo Peters gibt den vergnügungssüchtigen Provinzler Philipp Klapproth mit hinreißender Begriffsstutzigkeit. In MImik und Habitus erinnert er an Edward Everett Horton, den genialen Nebendarsteller in zahlreichen Lubitschfilmen. (...) Julian Michael Boine wirkt als Neffe Alfred Klapproth wie ein zu lang geratener Heinz Rühmann mit dicker Brille, Hochfrisur und Primanerpullunder.(...) Barbara Ullmann ist als eine spitzmündige Möchtegern-Operndiva hinreißend komisch in ihrer barvourösen Untalentiertheit. (...)."

(Trierscher Volksfreund 19.6.16)

Lydia Bunk hat die Gretchenfrage, wer hier nun der eigentlich Bekloppte ist, als ebenso flottes wie närrisches Verwirr-und Verwechselungsspiel inszeniert. Dabei zieht sie alle Register der Satire und der Komödie. Ihre Figuren hat sie zu Karikaturen überzeichnet, die allesamt wie aus einer satirischen Zeitschrift (Kostüme Annette Braun) wirken. Das gutbürgerliche Interieur der Pension und des Gutshauses (Bühne Paul Zoller) konterkarieren das absurde Geschehen. Mit Tempo treibt Bunk das Spiel an und lässt keinen Augenblick Zweifel daran aufkommen, dass hier alle nicht ganz dicht sind, womöglich nicht einmal das Publikum.
Hervorragend die Schauspieler: Christian Beppo Peters ist ein wunderbarer, leicht unfrisch wirkender Junggeselle und Gutsbesitzer, dem man die Männerwirtschaft ansieht. (Niemand kann so herrlich unbedarft gucken, wie er.) Hinreißend überspannt und verdreht sich im Wortsinn Nadja Migdal als exaltierte Schriftstellerin Josephine Krüger. Ein umwerfend tragisch-komischer Kellner ist Claudio Gatzke. Als unbeholfenes, verschrobenes Liebespaar Alfred und Friederike, glänzen Julian Michael Boine und Ronja Oppelt. Mit blonder Perücke, sächsischem Akzent und rotem Schmollmund sind Gina Haller und Juliane Lang als Klapproths Nichten Ida und Franziska, sowas wie ein doppelter Blondinen Witz. Dagegen ist für Großwildjäger Tilman Rose das bestialisch Exotische, das Alltägliche. Klaus-Michael Nix ist ein Major wie aus dem Simplicissimus, Barbara Ullmann eine ebensolche Etablissement Besitzerin. Trotz Verletzung schlägt sich Gitte Reppin tapfer als Alfreds Freundin Eva. "Sag zum Abschied leise servus", singen zum Ende die Schauspieler, gefolgt von minutenlangem Beifall im gut besetzten Haus.

(Eva-Maria Reuther, OPUS Kulturmagazin, 22.6.16)