FAMILIENTRAGÖDIE MIT SCHARFEN KLINGEN
Das Ambiente, in dem sich die Familientragödie (…) abspielt ist gediegen:
Wie von exklusiver Designerhand gestaltet wirken die marmorhaften, elegant geschnittenen
und effektvoll beleuchteten Wände des einzigen
Schauplatzs: dem Wohnzimmer der Familie von Meister Anton, der in dieser Version vom
Tischler zum Architekten
im piekfeinen Anzug mutiert ist.
Anton hat offenbar ein Faible für Japan: In zwei Vitrinen bewahrt er Nippon-Nippes
auf –
Masken und zwei Samurai-Schwerter – und in dem kiesbedeckten Boden vor der Couch fehlt
nur noch der Koi-Teich.
(…) Regisseurin Lydia Bunk setzt andere Akzente: Hier sind es Gefühlskälte
und der Charakter eines macht- und karriereorientierten autoritären Vaters.
(…) Bunk arbeitet mit symbolreichen
Anspielungen, wenn Anton auf dem schwarzen Lederstuhl in der erhöhten Wandnische
wie auf einem Throm Platz
nimmt oder Klara die Zeitung im Mund apportiert wie ein Hund. Mit ohrenbetäubenden
Rock-Riffs der Elektro-Gitarre
verabschiedet sich dagegen Karl im Hippie-Outfit von dem achtlos dasitzenden Vater.
Statt wirklicher Gespräche
verbinden Rituale der macht die Generationen: Klara reicht die Reisschüssel,
dem mit Stäbchen gabelnden Vater,
der im Judo-Anzug speist. Und auch die Welt der jungen Männer ist von Ritualen
geprägt: Während Hebbel
ein Pistolenduell zwischen den Rivalen vorsieht, gehen sie hier mit Messern und
Bambus-Stöcken aufeinander los.
Machem Zuschauer stockte der Atem. Meyer und Pöpping schlagen, die schwere
Klinge in der Hand, tatsächlich mit
voller Wucht zu. (…)