Nach Shakespeare

MEN LEVER MAN? (Aber lebt man?)

Koproduktion Teater V, Kopenhagen und Teater Aarhus (Dänemark)
Premiere am 2. November 2014

Regie und Textfassung: Lydia Bunk
Ausstattung: Nadia Nabil Korsbæk
Musik: Peter Kohlmetz Møller
Licht: Raphael Solholm
Trailer und Fotos: Daniel Buchwald

mit Ellen Hillingsø, Camilla Bendix, Mette Kolding, Mads M. Nielsen, Pelle Koppel und Peter Reichhardt

Fotos: Daniel Buchwald






KRITIKEN ZU "MEN LEVER MAN?" (übersetzt aus dem Dänischen)

(...) Der Ort ist das Innere eines Unterseebootes mit Grünspan an den Wänden, Bullaugen und Schiffsgriffen -, so wie das Schiff, so öffnet sich auch das Drama. Die Atmosphäre ist seltsam verträumt. So als wäre alles vor sehr langer Zeit geschehen.Hier kreisen sechs Personen umeinander und um das Leben. Der Herrscher Prospero (eine majestätische Ellen Hillingsø), ihr schräge Tochter Miranda (süß gespielt von Camilla Bendix), ihr Sklave Caliban (ein kraftvoller und gefährlicher Mads M. Nielsen) - und der später Ankommende Antonio, Prosperos Bruder (ein stoisch – zerknitterter Peter Reichhardt) seine eiskalte giftige Frau Emilia (Mette Kolding) und ihr Diener Stephano, den Pelle Koppel bald rebellisch, bald unterwürfig spielt. Die Regisseurin Lydia Bunk hat eine sehr konsequente, an vielen Stellen sehr faszinierende und phantasievolle Geschichte inszeniert dieser sechs Menschen, die sowohl Sklaven als auch Herren sind. Man erfährt unterwegs kluge Dinge über die Entscheidungen im Leben, über Reue und die Träume der Veränderung (...)

Jylandsposten ****

(...) Dieser Sturm des Lebens vergeht in Zeitlupe. Pelle Koppel spielt verwirrt den ewigen Diener, der langsam wie in einem Traum den Teewagen im Titanic-Stil vor sich herschiebt - mit Teegeschirr aus Porzellan, das vor langer Zeit zerstört wurde. Unterdessen gleitet Mette Kolding wie eine Tote die Treppe hinunter mit nackten Füßen im schönsten Kleid der Spielzeit , dass über ihr Wellen schlägt wie Wasser. Und Peter Reichardt spielt stark und ohne Unterlaß den modernen Mann,der sich nicht entscheiden kann. Ellen Hillingsø führt den Kampf an als eine weibliche Power-Version des Herrschers Prospero. Ihre Zauberstimme klingt nach Weisheit und der Gier nach Macht, und ihr Körper bewegt sich charismatisch durch den Raum.Sie ist die einzige, die die verborgene Kammer des Schiffes öffnen kann, hinein in einen magischen chinesischen Garten mit blühenden Kirschbäume. Camilla Bendix läuft vergnügt umher, als ihre lebensdurstige Tochter Miranda, die von den erotischen Verlockungen des Erwachsenenlebens träumt. Aber sie muß sich damit zufrieden geben, Mads M. Nielsen fasziniert anzustarren als halbnackten Caliban, der auf allen Vieren umherkriecht, bis er sich unmerklich erhebt von seiner Hundeposition und ein Muskelshirt anzieht. Die Welt geht einfach nicht unter. Im Gegenteil,die Literatur ist der Sieger und Peter Kohlmetz Møllers Musik zieht die Sinne tief hinein in das Unterbewusstsein dieses fesselnden Traumtheaters.

"Information " vom 25.11.13
Original:   www.information.dk/515217

(...) Diese Vorstellung führt uns durch seltsamste, schwebende Wolken von Nieselregen durch zu einer Shakespeare-Landschaft voller Wörter, Sätze und Personen ohne Boden unter ihren Füßen, denn diesmal haben wir Shakespeares "Der Sturm" auf der Bühne in einem Bühnenbild in Schieflage, das sowohl ein Schiffswrack als auch ein verwahrloster Salon sein kann, der außerdem ausgestattet ist mit einer Hundehütte für einen Sklaven. Der Sturm heult und das Meer rauscht und die Musik spielt "Baccarole" aus 'Hoffmanns Erzählungen' als gäbe es Gondeln in einem Kanal gleich um die Ecke. (...) Es sind keine Schwachstelle in dieser Inszenierung, und wir stellen keine Fragen, das würde ja nichts nützen. Es geht nur darum, den herrlichen sprachlichen Flickenteppich zu nehmen als das was es ist, mit Brocken von Poesie, wehmütiger Lebensphilosophie und berauschendem Wiener Walzer. Ein bißchen unhöflich, aber sehr anregend.

Gregers DH ****
Original:   http://gregersdh.dk/?p=9514

(...) Sie befinden sich in "Der Sturm",frei nach Shakespeare, als ein Haufen von Passagieren an Bord eines Schiffes, das schief zu einer Seite hängt mit Kurs Richtung Untergang. Eine düstere, tragikomische Gesellschaft, die ihre schattenhaften Traumspiele aufführt. Ihre Zeit ist vorbei. Shakespeare wird von Regisseurin Lydia Bunk konsequent und eindrucksvoll als Plattform genutzt, um verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen,durch das Leben zu gehen - oder unterzugehen. Der entthronte Herrscher Prospero kann noch so viel darüber philosophieren, warum sie hierhergekommen sind,es gibt keinen Ausweg. Während ihre Tochter Miranda als Überlebensstrategie umhertollt als zuckersüße rosa Tüllpuppe. (Camilla Bendix ist anrührend süß), sucht Prospero - mit Ellen Hillingsøs ermahnender Gewalt und schwellender Leidenschaft - Zuflucht in Büchern und in einem Machtkampf mit Caliban,dem einzigen Slaven. Mads M. Nielsen kriecht halbnackt umher als Sklavenhund oder steigt rebellisch auf wie ein arroganter Herrscher; Er überlebt durch Spiegelung der anderen, besonders wenn es darum geht, sich das Leben schön zu trinken, in einem betrunkenen Totalzusammenbruch mit Pelle Koppel als pragmatisch - glücklicher Diener Stephano. Es bleiben Peter Reichhardts Antonio mit all seiner Reue und Mette Koldings rachsüchtigen Emilia als zwei geisterhafte Randfiguren, die in den Gefühlen ihrer Vergangenheit stagnieren und nicht weiterkommen können.

Politiken

Auf jeden Fall verdient Teater V Lob für diese mutige Theateraufführung in einer Zeit, wo alle Theater in Gefahr sind , überdeutlich zu sein oder auf ein Stand-up Comedy reduziert zu werden. MEN LEVER MAN ? behält seine Geheimnisse.

CPH Culture *****
Original:   cphculture.dk/p469menleverman.html

Man sollte eine Fahrt unternehmen in diese Traummaschine einer ganz besonderen Art.
(...) Die Vorstellung erstreckt sich über atemberaubend eindrucksvolle, wunderschöne Traumbilder und über längere Sequenzen, in denen man viel Geduld braucht für den Strom von Worten. Ellen Hillingsøs autoritäre und rhetorisch bemerkenswert intensive Darstellung des Machtspielers Prospero macht Eindruck,auch im dance macabre mit Peter Reichardt leidvollem Antonio. Die Spielweise berührt insgesamt das Melodramatische, das funktioniert am besten bei Camilla Bendix süßer Miranda und bildet einen wunderbaren Kontrast zu den schweren, dunklen Charakteren - als ein ganz anderer Ausdruck für die sinnlose Suche nach dem Glück. (...)

Teater 1 DK *****
Original:   http://teater1.dk/men-lever-man/