Bertolt Brecht

Mutter Courage und ihre Kinder

am Theater für Niedersachsen / Hildesheim

Premiere am 16. Februar 2019

Inszenierung: Lydia Bunk
Ausstattung: Julia Hattstein
Musikalische Leitung: Szilvia Csaranko
Dramaturgie: Cornelia Pook

Musik: Szilvia Csaranko (Akkordeon), Moritz Nikolaus Koch (E-Gitarre)

Besetzung:
Simone Mende: Mutter Courage
Lilli Meinhardt: Kattrin
Dennis Habermehl: Eilif / Obrist / Bauer
Tonio Schneider: Schweizerkas / Bauerssohn / versch. Soldaten
Martin Schwartengräber: Koch
Moritz Nikolaus: Feldprediger
Michaela Allendorf: Yvette Pottier / singende Stimme / Bäuerin
Jonas Kling: Feldwebel / Schreiber / versch. Soldaten
Stephan Sitaras: Werber / Feldhauptmann / Zeugmeister / Fähnrich / versch. Soldaten
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 Fotos: Jochen Quast



Das Stück hatte seine Deutschlandpremiere 1949 als erste große Regiearbeit Brechts am Deutschen Theater Berlin. 70 Jahre danach lässt sich jetzt am Theater für Niedersachsen (TfN) erleben, dass es nichts an Aktualität eingebüßt hat. (...) Schon in der ersten Szene lässt sich der älteste Sohn (in dieser und weiteren Rollen: Dennis Habermehl) gegen den Willen der Courage als Rekrut anwerben, ‚weil es sich rechnet'. Auch den zweiten Sohn (Tonio Schneider, der teils geradezu akrobatisch auftritt) und die Tochter (Lilli Meinhardt, die die stumme Figur körpersprachlich einfühlsam und beeindruckend spielt) opfert die Mutter dem Kriegsgewinn. (...) Diese Courage zieht kein Joch, sie wird gedreht, sie ist nicht (Kriegsgeschäfts-)Treibende, sondern nur Getriebene. Eine Opferfigur, in die sich wunderbar einfühlen kann, wer auch gegen Krieg ist. Dass diese Rechnung aufgeht, demonstriert bei der Premiere der begeisterte Applaus.

Hannoversche Allgemeine Zeitung (online) vom 17.2.2019

Regisseurin Bunk zeigt in ihrer nie langweiligen Inszenierung genügend Ehrfurcht, Brechts Abscheu vor dem Krieg Raum zu geben. (...) Aber Bunk beweist auch Mut, alle Ideen des epischen Theaters außen vor zu lassen und sich stattdessen mit viel Gefühl in das Drama zu stürzen und mitleiden zu lassen. (...) Lydia Bunk hat die zwölf Bilder des Schauspiels geschickt gerafft und gestrafft, arbeitet Brechts Sarkasmus sorgfältig heraus, sorgt immer wieder für Humor und Leichtigkeit. (...) Die Vorgabe, mit nur zwei Musikern die Songs von Paul Dessau zu performen, erweist sich als Glücksgriff. Die Arrangements von Szilvia Csaranko für Akkordeon und E-Gitarre (Moritz Nikolaus Koch) verwandeln die scheppernde Schrägheit der Musik in schöne Melodien, die zudem vom großartigen Ensemble ausdrucksstark interpretiert werden. Herausragend Michaela Allendorf (...). Simone Mende in der Paraderolle ist die stolze Mutter ihrer eigenen kleinen Kompanie und verteidigt sie - meistens - wie eine Löwin.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 18.2.2019